Projekte Previous

Rathaus der Stadt Lübz (Mecklenburg)

Rathaus der Stadt Lübz (Mecklenburg)

2003/2009

 

Belobigung beim Landesbaupreis 2010 des Landes Mecklenburg Vorpommern

 

Anerkennung beim BDA-Preis 2013 Mecklenburg Vorpommern

 

Veröffentlichung:

Olaf Bartels, Architekturführer Mecklenburg-Vorpommern, hrsg. v. Architektenkammer M-V,

Berlin 2011, S. 23.

 

 

Mittelpunkt der Stadt Lübz ist der Burghügel am östlichen Ufer der Elde mit seinen Zeitzeugen: dem ehemaligen Amtshaus aus dem 18. Jahrhundert und dem Amtsturm – historisches Überbleibsel der frü-her dort befindlichen mittelalter-lichen Burg – und späteren Schloss-anlage der mecklenburgischen Herzöge. Der Burghügel ist heute das Kulturzentrum der Stadt mit Ausstellungsflächen, Stadtbiblio-thek Volkshochschule und Städti-schem Museum, außerdem teil-weise Sitz der Stadtverwaltung. Von 1994 bis 2001 war das ge-schichtsträchtige Areal mit dem denkmalgeschützten Gebäudeen-semble der Kern von Instand-setzungs- und Neugestaltungsmaß-nahmen, die das Ziel hatten, die erhaltene historische Substanz wieder sicht- und erlebbar zu machen. Inzwischen ist auch der öffentliche Raum mit dem Rathaus-markt und den Straßen- und Auf-enthaltsbereichen um den Burg-hügel wie auch einem modernen WC- und Technikgebäude fertigge-stellt, so dass sich hier insgesamt ein geschlossenes Stadtbild bietet. Das Rathaus bzw. das ehemalige Amtsgerichtsgebäude liegt unmit-telbar angrenzend an den Burg-hügel als baulich markanter nörd-licher Abschluss zum Rathaus-markt. Aus bauhistorischen und stadtgeschichtlichen Gründen sieht die städtebauliche Planung und die Rahmenplanung den Erhalt der städtebaulichen Struktur vor.

 

Das Gebäude selbst wurde als Amtsgerichtsgebäude des Amtes Lübz-Marnitz in den Jahren 1895 bis 1898 errichtet und als solches bis zum Jahre 1952 genutzt. Von 1952 bis 1989 diente das alte Amtsgericht dann als Sitz der SED-Kreisleitung des früheren Kreises Lübz. Seit dem 18./19. Januar 1990 wird das Gebäude als Sitz der Stadtverwaltung und somit als Rathaus genutzt; seit der Ämter-fusion ab 2004 als Amt Eldenburg Lübz im Landkreis Parchim.

 

Bei der Sanierung des Rathauses Lübz geht es um eine Erweiterung der Nutzflächen durch einen Neu-bau (1. Bauabschnitt) und die Er-neuerung des Bestandsgebäudes (2. Bauabschnitt).

 

Mit der unmittelbaren Anbindung des Neubaus an das alte Rathaus können beide Gebäude (Altbau und Neubau) über eine Erschließungs-zone behindertengerecht erschlos-sen werden. Das Modernisierungs-konzept für das alte Rathausge-bäude orientiert sich grundsätzlich am historischen Nutzungskonzept und dessen Grundrißkonfiguration.

 

Die Neubauerweiterung bindet im Bereich des Treppenhauses an den Altbau an. Im leichten Bogen grenzt der Gebäudekörper, der als „klassischer Anbau“ konzipiert wurde, das Grundstück zum Park hin ab. Eine Forderung der Stadt war die Unterbringung von stadt-eigenen Fahrzeugen in Garagen. Statt Garagen wurde der Vorschlag entwickelt, das Gelände leicht abzusenken und den Anbau mit Stützen aufzuständern, um die Fahrzeuge offen unter dem Ge-bäude unterbringen zu können. In dieser Ebene befindet sich auch der zweite Eingang für Behinderte mit den entsprechenden Stell-plätzen. Die Stellplätze unter dem Gebäude sollten möglichst auch nicht im unmittelbaren Sichtbereich liegen. Gleichzeitig bleibt eine Sichtverbindung zwischen Park und Hof, die als ein schmaler Luftraum wahrgenommen wird und das Gebäude leichter erscheinen lässt. Die Neubauerweiterung riegelt den angrenzenden Park nicht voll-ständig ab. Dies wird durch Begrü-nungen zum Park hin und zur Hof-seite noch entsprechend gestaltet.

 

Die Büros sind zum Park nach Westen orientiert. Auf dieser Seite prägt das Gebäude eine Loch-fassade aus dunkel bunten Hart-brandklinkern. Zum Hof wird das Gebäude durch eine Glasfassade geprägt, die einen Einblick in das Gebäude gewährt. Die Flurinnen-wand hinter der Glasfassade sowie auch die Wände des Haupttreppen-hauses sind in Sichtbeton herge-stellt. Die Türen sowie die Einbau-schränke in den Büros und die Holzabdeckungen sind aus Ahorn. Alle Metallteile sind in Eisen-glimmer grün lackiert, als Boden-belag wurde rotes Linoleum verlegt.

 

Das Bestandsgebäude (2. Bauab-schnitt) wird insgesamt in den Grundrissen der Normalgeschosse nur geringfügig verändert (Rückbau nachträglich eingebauter Wände). Das bisherige Haupttreppenhaus, das in der Nachkriegszeit erneuert wurde, musste aus bauaufsicht-lichen und brandschutztechnischen Gründen neu gebaut werden, mit entsprechenden Abschlüssen in den Geschossen. Das Treppenhaus wird an die neu zu bauende Er-schließungzone mit dem Aufzug angebunden. Die Treppe zum Dachgeschoss des Hauptflügels wird ebenfalls erneuert. Der Grundriss des Dachgeschosses (über dem 1. OG.) wird entsprech-end der bauaufsichtlichen Anforde-rungen und der baukonstruktiven Erfordernisse neu konzipiert. Aus Gründen des Ortsbildes, den bau-konstruktiven Erfordernissen (Brandschutz, Wärmedämmung) aber auch um die Zuschnitte der Arbeitsräume im Dachgeschoss des Seitenflügels (über dem EG) zu verbessern, werden die in den 50er Jahren eingebauten Dachgauben zurückgebaut. Das Dach erhält neue Gauben, die sich in der Maßstäblichkeit an die historischen Vorbilder orientieren. Die in den Jahren 1995/96 erneuerte Dach-deckung wird durch Biberschwanz ähnliche Dachziegel gemäß histo-rischem Vorbild ersetzt.

 

Der Haupteingang des Rathauses ist weiterhin im Altbau auf der Seite des Rathausmarktes. Ein zweiter Eingang ist im Verbindungsbauteil hofseitig vorgesehen für die Besucher, die vom KFZ-Stellplatz kommen sowie auch für fußläufige Besucher aus den nördlichen Stadteilen. Hier befindet sich auch der Eingang für Behinderte in unmittelbarer Nähe zum Aufzug. Die Freiflächen des Hofes werden neu angelegt. Es entsteht die Zufahrt zu den Stellplätzen des Fuhrparks mit einer Rampe und leichtem Gefälle im Gelände sowie einem abgegrenzten Zugang für Rollstuhlfahrer.

 

Bauforschung Altbau: 

Holger Reimers, Hohenfelde

Restaurator Altbau:

Detlef Krohn, Carpin

 

Fotos Jörn Lehmann